TALK AN MITTWOCH: mit Irma Heyne-Beuse Interview von Gabi Frentzen
„Liebe Reisende! Lachen, aber auch Weinen ausdrücklich erwünscht“ Hamminkeln. „Die Reise war für mich eine gute Zeit. Wenn ich auch anfangs skeptisch war, so hat mir diese gezeigt, dass man gemeinsam mit anderen Menschen, die auch einen geliebten Angehörigen verloren haben, nicht nur einen schweren Verlust verkraften kann, sondern auch mal wieder lachen darf.“ So eine Eintragung im Gästebuch von Regen-Bogen-Reisen, ein Reisebüro der etwas anderen Art. Die Hamminkelnerin Irma Heyne-Beuse berät Interessenten und ist zugleich Reisebegleiterin. Sie und verrät uns in einem Gespräch, was sich hinter Regen-Bogen-Reisen verbirgt...
Bocholter Report: „Frau, Heyne-Beuse, Regen-Bogen-Reisen haben im Vergleich zu den üblichen Urlaubsangeboten ein ganz besonderes Ansinnen...?
Irma Heyne-Beuse: „Richtig, die Angebote richten sich nämlich ausschließlich an Menschen, die einen Angehörigen verloren haben und in der Gruppe Halt suchen.“
Bocholter Report: „Seit wann gibt es dieses Angebot und wie ist die Idee entstanden?“
Irma Heyne-Beuse: „Die Idee entstand in einer Hospiz - Gesprächsrunde. Hinzu kam, dass ich jahrelang in Hamminkeln ein Reisebüro geleitet habe und somit auch als Reiseleitung unterwegs war. Als mein Mann starb, war das für mich eine ganz harte Zeit. Wenn man einen geliebten Menschen verliert, ticken die Uhren plötzlich anders. Tickt man selber anders. Die Idee wurde an mich herangetragen und ich konnte meine Schwester dazu gewinnen, Regen-Bogen-Reisen zu gründen und mit mir gemeinsam zu führen, denn alleine hätte ich diesen Schritt auf Grund meines Alters nicht getan.“
Bocholter Report: “Jetzt sind wir neugierig geworden. Dürfen wir nach Ihrem Alter fragen?“
Irma Heyne-Beuse: „Aber natürlich. Ich bin jetzt 71.“
Bocholter Report: „Sie haben nicht nur Ihren Beruf zum Hobby gemacht...“
Irma Heyne-Beuse: „So ist es. Meine langjährigen Berufserfahrungen sind bei Regen-Bogen-Reisen natürlich Gold wert, hinzu kommt aber, dass mir nicht nur die Arbeit sondern insbesondere auch die Reisen sehr dabei geholfen haben, mit meiner Trauer umzugehen.“
Bocholter Report: „Und da sind wir natürlich bei einem ganz wichtigen Punkt. Bei den von Ihnen und Ihrer Schwester organisierten Reisen kommen Menschen zusammen, die alle denselben Schmerz teilen...?“
Irma Heyne-Beuse: „Viele Menschen sind nach dem Tod eines nahen Angehörigen so tief verunsichert, dass sie dem Leben kaum noch etwas Positives abgewinnen können. Hilfe finden sie in der Trauer-Begleitung der Hospiz-Initiative. Als eine Art Hilfe sind auch die organisierten Reisen zu sehen.“
Bocholter Report: „Es sind Trauerreisen, oder?“
Irma Heyne-Beuse: „Nein, die Bezeichnung ist ganz falsch gewählt. Denn das würde bedeuten, dass auf diesen Reisen nur Traurigkeit herrscht. Natürlich nimmt jeder Reiseteilnehmer seine Trauer mit an Bord, er teilt sie aber mit Gleichgesinnten, kann weinen, wenn ihm danach ist, er kann aber auch lachen, wenn ihm danach ist. Und das ist ganz wichtig.“
Bocholter Report: „Also keine Reise, auf der Gesprächskreise angeboten werden oder Referenten zum Thema Trauerbewältigung sprechen?“
Irma Heyne-Beuse: „Genau das ist es nicht. Wobei natürlich Gespräche, insbesondere auch über Tod und Trauer, stattfinden. Unter den Reiseteilnehmern, denn sie verbindet alle dasselbe Schicksal. Und es geht auch eine Trauerbegleiterin der Hospiz-Initiative mit auf Reisen. Sie ist für jeden Teilnehmer Ansprech-Partner. Und es hat sich in den ersten zwei Reisen, die wir gemeinsam begleitet haben, schnell gezeigt, wie wichtig es ist, einen qualifizierten Ansprechpartner diesbezüglich zur Seite zu haben.“
Bocholter Report: „Zwei Reiseangebote gab es bereits, einmal eine Flusskreuz-fahrt auf der Rhone und eine Flusskreuzfahrt Kiew-Jalta-Odessa. Was steht nun auf dem Programm?“
Irma Heyne-Beuse: „Eine Wellnessreise. Und zwar geht es vom 31. August bis 7. September nach Badenweiler. Im Herbst sind überdies Madeira und Sorrent in Planung.“
Bocholter Report: „Und auch diese steht unter einem ganz besonderen Motto?“
Irma Heyne-Beuse: „Wir haben für Badenweiler ein spezielles Programm zusammengestellt, welches aus Aktivität und Ruhe besteht, das Zeit lässt für Gespräche, aber auch Zeit, an sich zu denken, um neue Kraft und Zuversicht zu tanken. Es soll so sein, wie unser Motto lautet: Von der Trauer - über eine Brücke - zum neuen Leben.“ Bocholter Report: „Warum der Name: Regen-Bogen-Reisen?“
Irma Heyne-Beuse: „In der Namensgebung spiegelt sich unser Motto wieder. Regen ist ein Sinnbild für Trauer, Bogen ist ein Sinnbild eine Brücke und Reisen für die Schritte in ein neues Leben.“
Bocholter Report: „Keine festen Gesprächszeiten und ein einfühlendes Mit-einander, so kennzeichnen sich Ihre Reisen. Warum kann eine ganz normale Pauschalreise Trauernden nicht das geben, was eine Regen-Bogen-Reisen leisten kann?“
Irma Heyne-Beuse: „Wer einen geliebten Menschen verliert, fällt zunächst einmal in ein tiefes Loch. Schnell trennt sich im Freundes- und Bekannten- kreis die Spreu vom Weizen. Wer einem in dieser schweren Zeit der Trauer dann noch zur Seite steht, ist eine sehr große Hilfe. Und doch gibt es noch immer Freunde oder auch Bekannte, die sich abwenden. Man will Hilfe, man will aber auch niemandem zur Last fallen. Manchmal steht man sich selbst im Weg. Trauergruppen fangen Trauernde auf. So war das auch bei mir. Unter Gleichgesinnten kann man sich, ich sage es einfach mal gehen lassen. Man kann weinen, wenn einem danach ist, ohne dass man Schamgefühl entwickeln muss. Und man lernt auch wieder zu lachen, ohne dass man Sorge haben muss, dass getuschelt wird. Innerhalb der Reisegruppe ist dies genau so. Meine Erfahrung ist sogar: in diesen Gruppen entfällt das vorherige, oft tagelange Beschnuppern. Man versteht sich einfach.“
Bocholter Report: „Einige der Reisen sind vom Preis her nicht ganz günstig?“
Irma Heyne-Beuse: „Mag sein, Aber ein gewisses Maß an Luxus ist nötig, um die Seele wirklich baumeln und sich mal richtig verwöhnen zu lassen. Die Ziele und die Hotels sind wirklich ausgesucht und auf die Teilnehmer angepasst. Hinzu kommt, dass größtenteils Einzelzimmer gebucht werden müssen. Es geht uns auch nicht darum, Geld zu verdienen, so wie es bei einem ganz normalen Unternehmen eigentlich üblich ist. Wenn etwas übrig bleibt, dann geht dies als Spende an das Hospiz. Weder meine Schwester noch ich leben vom Gewinn dieser Reisen“.
Bocholter Report: „Reisen speziell für Hinterbliebene und Alleinstehende - ein ungewöhnliche Idee...“
Irma Heyne-Beuse: „Das stimmt. Aber eine wunderbare Möglichkeit, das Leben mal wieder zu genießen und dabei zu merken, dass man nicht alleine ist, dass es auch andere Menschen gibt, die mit einem Verlust fertig werden müssen“.
Bocholter Report: „Viele Journalisten sind inzwischen auf Ihre Reiseangebot aufmerksam geworden, auch der WDR hat darüber berichtet...“
Irma Heyne-Beuse: „Trauer und Reise - beides textlich in Anzeigen zu bewerben ist nicht einfach. Darum ist uns die Unterstützung der Presse sehr wichtig. Presseberichte und auch der WDR-Beitrag sind übrigens auf unserer Homepage zu lesen bzw. zu sehen unter www.regen-bogen-reisen.com Natürlich bin ich auch für jeden, der sich für eines unserer Reiseangebote interessiert oder einfach Fragen hat, telefonisch erreichbar unter 02852/603.“
Bocholter Report: „Vielen Dank für das Gespräch.“
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