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DP-Kultur Man.: Suzanne Cords Red.: Matthias Klaus Regenbogenreisen - Reisen für Trauernde
Moderationsvorschlag: Tod ist ein Tabuthema, mit dem viele Menschen nicht gut umgehen können. Und so fühlen sich viele Hinterbliebene unverstanden und alleingelassen. Doch nach der ersten Trauer muss das Leben weitergehen, nur wie? Das Unternehmen Regen-Bogen-Reisen bietet Reisen für Trauernde an. Ein Beitrag von Suzanne Cords.
O-Ton/ Irma Beuse: "Regen-Bogen-Reisen bedeutet, von der Trauer -Regen- über eine Brücke -Bogen- zum neuen Leben. Es ist ein Aufbruch in eine neue Zeit." So Irma Beuse, 71-jährige Gründerin des ungewöhnlichen Reisebüros im niederrheinischen Städtchen Kamp- Lintfort. Sie will Menschen helfen, nach dem Tod des geliebten Ehepartners wieder Mut zu fassen und neue Wege zu gehen. O-Ton/ Irma Beuse "Der Sinn unserer Firma ist nicht, dass man direkt nach einem Trauerfall verreist, 99 Prozent der Mitreisenden sind Menschen, wo der Verlust des anderen Menschen schon etwas länger zurückliegt, sondern es sind Reisen, um den Menschen wieder aus ihren Löchern, in die sie gefallen sind, herauszuholen. Denn die meisten sind ja immer in Gemeinschaft mit ihren Partnern verreist. Und deshalb ist dieses Angebot auch vor allen Dingen dazu da, die Menschen aus ihrer Einsamkeit für ne Zeitlang rauszubingen und ihnen die Fähigkeit zu geben, auf andere Leute zuzugehen." Irma Beuse kennt den tiefen Schmerz, einen geliebten Menschen zu verlieren. Gerade war sie in Rente gegangen und hatte große Pläne, was sie alles mit ihrem Mann unternehmen wollte, da starb er vor drei Jahren ganz plötzlich. Verzweifelt suchte Irma Beuse mit anderen Betroffenen Beistand in einem Gesprächskreis, der von einer Hospizinitiative angeboten wurde. O-Ton/ Irma Beuse: "Ich war an einem sehr tiefen Punkt, als ich da hingegangen bin, ich wäre fast in Depressionen versunken, aber das hat mir geholfen, wieder Auftrieb zu kriegen."
Vor allem, als das Hospiz der rüstigen Rentnerin das Angebot machte, Reisen für Trauernde zu organisieren. Schließlich hatte sie 25 Jahre lang erfolgreich ein Reisebüro geführt und kannte sich in der Branche aus. Zusammen mit ihrer Schwester rief sie die Regenbogen Reisen ins Leben. Allerdings, sagt sie, ist es gar nicht so einfach, Werbung für das Unternehmen zu machen: O-Ton/ Irma Beuse: "Ich kann nicht inserieren so in dem Tenor: Sie haben Ihren Partner verloren, jetzt fahren sie mal mit uns, dann geht es Ihnen besser. Und deshalb ist der Pfad, denn wir beschritten haben, sehr schmal und es ist sehr schwierig, dieses Unternehmen aufzubauen."
Und so lebt Regen-Bogen-Reisen hauptsächlich von der Mundpropaganda und von Presseberichten. Schon zum zweiten Mal hat die rüstige Unternehmerin eine Flusskreuzfahrt organisiert. Letztes Jahr mit 15 Teilnehmern auf der Rhone in Frankreich, 2008 dann auf dem Dnjepr in der Ukraine. Und immer sind erfahrene Trauerbegleiter mit von der Partie: O-Ton/ Irma Beuse: "Ich kann die Menschen touristisch betreuen, aber nicht seelisch. Eine Begleiterin fährt immer mit, die sich für Gespräche während der Reise zur Verfügung stellt. Wir sagen jetzt mittlerweile Lebensbetreuung."
Eva Chiwaeze von der Hospizinitiative Wesel ist eine dieser Lebensbetreuerinnen, die immer ein offenes Ohr für die Reisenden hat, sei es im Einzel- oder im Gruppengespräch. Wenn Bekannte und Familie der Hinterbliebenen Gespräche über die Verstorbenen längst abblocken, als ob sie nie existent gewesen seien, hört sie zu, hilft über die Trauer hinweg und macht Mut.
O-Ton/ Eva Chiwaeze: "Also ich finde ganz wichtig bei diesen Regenbogenreisen, wenn ich weiß, das da auch Menschen dabei sind, Todesfälle zu verarbeiten, dann weiß ich, wir haben ne gemeinsame Erfahrungsgrundlage und ich weiß, ich darf darüber reden, ich muss es nicht aussparen und genauso darf ich mich in einer neuen Rolle ausprobieren als jemand, die lacht, die sich des Lebens freut; das ist wie wenn so ein Schmetterling aus der Puppe kommt, dass ich die Flügel wieder bewegen darf und die Sonne wieder spüren darf, und das ist so ein Sinn von Regenbogenreisen."
Auf Profit ist Regenbogenreisen nicht aus. Wenn das Büro eines Tages Profit abwirft, will Irma Beuse das Geld an Hospizinitiativen spenden: O-Ton/ Irma Beuse: "Wir sind gut abgesichert, ich muss nicht davon leben. Also kann ich das, was wir verdient haben, zum größten Teil spenden. Das ist auch von Anfang an meine Idee gewesen, für mich ist es ja eine Erfüllung in meinem Leben, so kann ich doch wirklich sinnvoll noch etwas machen. Ich sage, ich habe Power ohne Ende, habe dies Projekt angefangen und ich möchte es gerne weiterführen. Und deswegen stehen schon die nächsten Reisen auf dem Plan, Wellness. Kultur und Erholung. Übrigens, es sind noch Plätze frei."
Abmoderation: Mehr zum Thema erfahren Sie im Internet unter www.regen-bogen-reisen.com
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